Lettland
Das grüne Land an der Ostsee punktet mit unberührter Natur breiten Stränden und ausgedehnten Wäldern. Die historischen Städte sind von malerischer Architektur geprägt, in der hanseatischer Stil auf Barock und Jugendstil trifft.
Seit 15 Jahren ist das beliebte baltische Reiseland zwischen Litauen und Estland schon EU-Mitglied und seit fünf Jahren gibt’s den Euro als Währung! Es ist mit knapp 65.000 km² etwa genauso groß wie das benachbarte Litauen, aber etwas weniger dicht besiedelt. Hätte es eine touristische Flagge, würde die möglicherweise grün-weiss sein, denn zu den Besonderheiten der lettischen Landschaftsbilden gehören ausgedehnte Wälder, grüne Auen und weiße Sandstrände – insgesamt fast 500 km Ostsee-Ufer.
Geografisches und kulturelles Zentrum Lettlands ist die wunderschöne alte Hansestadt Riga, in deren Umgebung weit mehr als ein Drittel der gesamten Einwohnerzahl lebt. Nach den Restaurierungen der letzten Jahrzehnte erstrahlt Riga in unglaublichem Glanz, alter Schönheit und mittelalterlichem Flair. Von den Bauten der Hanse bis zu den Bürgerpalästen des Barock erzählen Rigas Bauwerke in den verwinkelten Strassen und Gassen die lebendige Geschichte der Stadt.
Während überall im Lande ruhiges Landleben, gastfreundliche und eine traditionell deftige Küche anzutreffen sind, liegen vor allem im Norden und Westen Lettlands die traditionsreiche und geschichtsträchtigen Gebiete, die Jahrhunderte baltischer Geschichte, zwischen den Interessen mächtiger Nachbarreiche widerspiegeln. Der Komplex der historisch bedeutsamen Burgruine von Cesis aus dem 15. Jh. legt davon ebenso Zeugnis ab wie die hervorragend erhaltene und zum bedeutenden Museumskomplex ausgebaute noch ältere Burg von Turaida, in deren Nähe das schon seit Jahrhunderten als „lettische Sommerfrische“ gefeierte Erholungsgebiet von Sigulda liegt.
Litauen
Ländliche Architektur, Volkstrachten und -tänze und weltbekanntes Liedgut prägen die Traditionen dieses gastfreundlichen baltischen Landes. Seine bedeutsame Geschichte zeigt sich in vielen historischen Bauten und Regionen.
Der größte der drei baltischen Staaten, die erst im Zuge der Auflösung der ehemaligen Sowjetunion 1990 seine Unabhängigkeit erlangte, ist Litauen. Mit 65.300 km² ist die südlichste der Ostseerepubliken etwas kleiner als Bayern, hat aber weniger als ein Viertel von dessen Einwohnerzahl. Im ausgehenden Mittelalter war das damalige Großfürstenturm eine der bedeutendsten nordosteuropäischen Großmächte, das lange Zeit erfolgreich der benachbarten Rus sowie den Rittern des Deutschen Ordens trotzte und nach der Union mit Polen sogar den mächtigen Deutschordensstaat besiegte und teilweise beerbte.
Die fantastische Inselfestung Trakai, eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten im gesamten Ostseeraum und einzige erhaltene Wasserburg Osteuropas, kündet von diesen Zeiten, ebenso wie andere Orte, einst bedeutende Verwaltungszentren, wie Kaunas oder die Hansestadt Klaipeda, das historische Memel, das zu den wichtigsten Hafen- und Festungsstädten des Deutschordensstaates gehörte.
Die Hauptstadt Vilnius, etwa so groß wie Leipzig, punktet mit einer hübschen, noch unverfälscht erhaltenen Altstadt und vielen kulturellen Attraktionen, z.B. einer weit über das Land hinaus bekannten Nationaloper. Besondere Sehenswürdigkeiten sind die urwüchsige Landschaft um Birzau, besonders aber die Umgebung der auf Deutsch Schaulen genannten Stadt Siauliai, heute einige der größeren Orte in Litauen, in deren Umgebung sich der eindrucksvolle „Berg der Kreuze“ befindet, ein Kalvarienberg mit unzähligen Kreuzvarianten, die einst vor allem den Widerstand gegen die kommunistische Sowjetunion symbolisierten. Während der Berg der Kreuze heute zum touristische Höhepunkt wurde, findet man aber ansonsten fast überall wenig überlaufene ruhige ländliche Gebiete im Land, dazu Litauens bekanntestes Seebad Palanga, aber vor allem die zum UNESCO-Welterbe zählende Kurische Nehrung, mit der Aneinanderreihung von 100 km Dünen, von denen mehr als die Hälfte zu Litauen gehören und die längste Halbinsel der Ostsee bilden, sind bekannte und zunehmend beliebte Reiseziele.
Estland
Das kleinste der baltischen Länder mit abwechslungsreicher Landschaft, großen Wäldern sowie seinen vielen Seen und Inseln gehört inzwischen zu den Reisezielen, die man gesehen haben muss! Insbesondere die UNESCO-gelistete Hauptstadt Tallinn gehört zu den schönsten und besterhaltenen Städten im nördlichen Europa.
Mit über 1.500 Inseln – mehr als die gesamte Adria aufzuweisen hat – und einer höchst abwechslungsreichen Landschaft mit felsigen Küsten, tiefeingeschnittenen Buchten, uralten Wäldern und höchst interessanten alten Burgen, Dörfern und Städten gehört Estland zu den nordosteuropäischen Staaten, die man unbedingt einmal besucht haben sollte. Nur wenig kleiner als das deutsche Bundesland Niedersachsen aber mit weniger als einem Fünftel von dessen Bevölkerungszahl ist das geschichtsträchtige Land an der Ostsee, das zwar zur EU gehört aber auch zu den wenigen Staaten Europas, in denen keine indogermanische Sprache gesprochen wird, in den letzten Jahren zunehmend zum Touristenmagneten geworden. Tallinn, seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe, zeigt sich als einstige Hansestadt in historischem Gewand und ist in Tradition und Gastfreundlichkeit, Baustil und dem uralten Flair inmitten ihrer mittelalterlichen Befestigungsanlagen als unschätzbares Kleinod von Schauwert und Baukunst erhalten. Nur ganz wenige Städte in Europa wie beispielsweise die alten Seerepubliken Venedig oder Dubrovnik, das französische Carcassonne oder das deutsche Rothenburg ob der Tauber können es mit dem Zauber der estnischen Hauptstadt aufnehmen.
Neben einer grandiosen Naturregion mit ausgedehnten Wäldern voll uraltem Baumbestand und schier unendlichen See- und Moorlandschaften ist Estland ein Land voller Geschichte und Tradition, was sich bei Besuchen nicht nur der Hauptstadt, sondern auch historischer Städte wie Pärnu oder Tartu oder den beachtenswerten Überresten besonders malerischer Wehranlagen wie Haapsalu, Tolse oder Rakvere zeigt.
Kurische Nehrung
„Sahara an der Ostsee“ hat Thomas Mann die Dünen der bekanntesten und längsten Ostseehalbinsel genannt. Seit 2000 als UNESCO-Welterbe gelistet, gehört etwas mehr als die Hälfte der geologisch seltenen Formation zu Litauen, der andere Teil zu Russland.
Zwar ist sie nur ein Strich auf einer entsprechend großen Landkarte, doch die Kurische Nehrung gehört zum landschaftlich und touristisch Aufregendsten, das der Ostseeraum zu bieten hat. Thomas Mann, der zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern zählt, hatte hier ein Ferienhaus, heute Museum. Die Riesendüne heißt im Originial Halbinsel Neringia und ist nach einer legendären Riesin benannt, aber seit 2000 ist sie Welterbe der UNESCO und wurde für den baltischen Staat Litauen, der übrigens erst 1990 seine endgültige staatliche Unabhängigkeit erlangte, eines seiner bedeutendsten touristischen Ziele. Nach der Eiszeit wurden im Ostseegebiet Nehrungen, also Dünen-Aneinanderreihungen, die flache Lagunen, an der Ostsee Haffs genannt, vom Meer abtrennten, zu einer geologischen Besonderheit. Mit fast 100 km Länge ist die Kurische Nehrung die längste – übrigens nur maximal 4 km breite – aus reinem Sand bestehende Halbinsel der Ostsee. Der größere Teil gehört zu Litauen, aber der nur unwesentlich kürzere Teil liegt im Einzugsgebiert von Rußland, bzw. dessen baltischer Exklave Kaliningrad. Das einst zu Königsberg und Ostpreußen mit seiner Geschichte des Deutschen Ordens gehörende Gebiet insgesamt hat sich heute zum beliebten Ferienziel an der Ostsee gemausert. Vor allem von litauischer Seite gibt es gute Verkehrsanbindungen und der auf der Nehrung liegende Kurorort Nida erfreut sich größter Beliebtheit. Hier befindet sich der perfekte Ostseestrand schlechthin – übrigens auch die zweitlängste Nehrung, die das Frische Haff von der Ostsee trennt (70 km lang) und die bevölkerungsreiche Halbinsel Hel (40 km lang), die beide zu Polens beliebtesten Feriengebieten zählen, vermögen der Kurischen Nehrung nicht den Rang abzulaufen. Sonne, Wälder, Dünen und Ostseestrand – das prägt die Region – und da wollen wir noch gar nicht von den berühmten Kurischen Elchen reden, die – aus nördlicheren Gefilden eingewandert – hier immer wieder gesichtet werden.
Insel Saaremaa
Weit über 1000 Ostseeinseln liegen vor der Küste Estlands und Saarema ist die größte und bevölkerungsreichste von ihnen. Alte Kirchen, eine Festung und zahlreiche Windmühlen prägen neben Wäldern das Antlitz der Insel, deren zerklüftete Küste über zahlreiche Buchten, Halbinseln und vorgelagerte Inselchen verfügt.
Die viertgrößte Ostseeinsel nach Seeland, Gotland und Fünen ist traditionell eine der beliebtesten Urlaubsregionen des Baltikums, die auch für viele Bewohner der baltischen Staaten zu den Traumzielen Gehört. Die mit 2.672 km² etwa die Größe Luxemburgs aufweisende Insel ist sehr abwechslungsreich. Entstanden wohl vor allem durch die starke Landhebung nach der Eiszeit und schon seit etwa 5000 Jahren besiedelt, war Saarema lange Zeit immer wieder Ziel verschiedener Herrschaftsansprüche. Wikinger, das Königreich Dänemark, der Deutsche Orden, die Bischöfe von Ösel und später Riga und schließlich Russland herrschten hier. Paradebeispiel für erlebbare Geschichte ist die größte Stadt der Insel, Arensburg, wie sie auf Deutsch hieß. Kuressaare, Hauptort der Insel, ist eine estnische Kleinstadt voller erlebnisreicher Sehenswürdigkeiten, zu denen vor allem die berühmte Deutschordensburg von 1380, einst erbaut für den hier residierenden Bischof von Ösel, zählt. Sie ist ein unverwechselbares Zeichen für die aufregende Geschichte der Insel, die auch noch ältere Attraktionen aufweist, wie z.B. den 7000 Jahre alten kreisrunden, wassergefüllten Meteoritenkrater von Kaali.Neben derartigen Sehenswürdigkeiten sind es die Vorzüge der Natur, die Saaremaa zu einem beliebten Urlausziel machen – gut ausgebaute Wanderwege durch urwüchsige Wälder und zu den Buchten einer beliebten Badeküste mit Steilabschnitten und verschwiegenen Plätzen sind eine der touristischen Stärken der größten estnischen Insel.
Riga
Die „Perle des Baltikums“ ist die größte der baltischen Metropolen und durch ihre Bedeutung als ehemalige Hanse- und Handelsstadt zu einem multikulturellem Zentrum geworden, von dessen Weg durch die Jahrhunderte ein Rundgang durch das Stadtzentrum zeugt, in dem jede Epoche ein baugeschichtliches Kapitel hinterlassen hat.
Über 1000 km lang ist der Strom Düna, an dessen Mündung in die Ostsee Riga liegt. Die Metropole, mit über 700.000 Einwohnern größte Stadt des Baltikums, gilt nicht nur als „Perle des Baltikums“, sondern zeigt auch alle Merkmale einer Hafenstadt. Ihre herrliche Architektur spiegelt verschiedene Epochen wieder, unter anderem die Glanzzeit als Hansestadt, die Höhepunkte des Barock und die besonderen Bauwerke des Jugendstils aus der europäischen Gründerzeit des 19. Jh. Nahezu jedes Jahrhundert hat in der lettischen Landeshauptstadt seine Spuren hinterlassen - und ein Rundgang durch die verwinkelten Gassen der Altstadt, die übrigens schon seit Beginn des 13. Jh. Stadtrecht hat, bedeutende Hansestadt und Zankapfel des Deutschen Ritterordens wurde, zeigt die Bedeutung der Stadt in den verschiedenen Perioden der Geschichte und der Baukunst. Von den Holzhäusern der mittelalterlichen Anfangszeit, der hanseatischen Backsteingotik über die verschnörkelten Stilelemente des Barock bis hin zu den klaren Formen des Klassizismus und den eklektizistischen Zusammenstellungen des Jugendstils haben die Bauwerke von Riga dem Betrachter fast die gesamte europäische Geschichte zu bieten. Entstanden am Knotenpunkt von Handelswegen und als historisch bedeutsame Handelsstadt spiegelt die lettische Hauptstadt heute natürlich auch ihre Funktion als Kulturmetropole wider, in deren Konzertsälen und Museumsräumen namhafte Künstler von Weltrang ihre bewegenden Darstellungen menschlichen Kunstsinns präsentieren. Vom stilvollen Kulturerlebnis bis hin zum traditionell-urwüchsigen und von herzhafter Küche getragenen Tourismusaufenthalt getragenen Besuch bietet Lettlands Hauptstadt jedem, der mit offenen Augen durchs Leben geht, ein Erlebnis der besonderen Art.
Klaipeda
Litauens drittgrößte Stadt und wichtigster Hafen liegt am nördlichen Ende des Kurischen Haffs mit dem UNESCO-Welterbe Kurische Nehrung mit ihrer vielseitigen Geschichte gehörte später zu Ostpreussen und galt als Deutschlands nördlichste Stadt.
Immer noch einer der wichtigsten Häfen des gesamten Baltikums, wurde Klaipeda als älteste litauische Stadt wohl noch 1200 vom Stamm der Kuren gegründet, Mitte des 13. Jh. bereits zur Stadt, nachdem der Deutsche Orden das Gebiet erobert und sich die Hanse niedergelassen hatte. Der Name Memel setzte sich fest, nachdem der Hafen an einem der Mündungsarme dieses heute Nieman genannten Flusses lag und auch die Gegend um das Kurische Haff Memelland genannt wurde. Unter den ständigen Kämpfen zwischen Litauen, dem Deutschen Orden und Polen litt die Stadt mehrfach und hatte zahlreiche Schäden und Neuaufbauten zu verkraften. Seit Auflösung des Ordensstaates und Gründung des Herzogtums Preußen gehörte sie zu diesem, wurde aber in die zahlreiche Kriege der folgenden Zeiten hineingezogen, so dass sie zwischendurch für verschiedene Perioden von Schweden, Brandenburg-Preußen und Russland regiert wurde. Dennoch behielt sie ihre Bedeutung als Hafenstadt, die jedes Jahr bedeutende Handelsmessen abhielt und von der aus die Umgebung verwaltet wurde. Im 18. Und Jh. entstanden in der damals erst angeleggten und rasch wachsenden Neustadt zahlreiche Banken, Geschäfte und Handelsspeicher. Trotz vielfacher Zerstörungen vor allem im 2. Weltkrieg ist das Geschäftszentrum in Klaipedas Neustadt mit den bunten Häusern sehenswert, während die liebliche Altstadt mit ihrer historischen und restaurierten Fachwerkbebauung vorwiegend aus dem 18. Jh. und ihren Restaurants und Cafés zum Bummel einlädt. Und als Besonderheit gilt immer noch das vielleicht bekannteste Wahrzeichen von Klaipeda, der auf dem zentralen Theaterplatz stehende Simon-Dach-Brunnen, der an den hier im einstigen Memel im 17. Jh. geborenen und lebenden Barockdichter mit der Figur eines von ihm geschaffenen bekannten baltischen Volksliedes erinnert: „Ännchen von Tharau“!
Tallinn
Als Reval war die heutige estnische Hauptstadt im Mittelalter die bedeutendste Hansestadt im östlichen Baltikum, was Ihr Reichtum und Privilegien Einbrachte, dir man bis heute an ihrer herrlichen mittelalterlichen und wehrhaft ummauerten Altstadt, zur UNESCO gehörend, ablesen kann.
Unter ihrem alten Namen Reval schrieb die heutige estnische Hauptstadt mit an der europäischen Geschichte und hatte bedeutenden Anteil an Entwicklung und Erstarken der mittelalterlichen Handelsgroßmacht Hanse – denn schon damals war sie ein bedeutender Hafen- und Handelsknotenpunkt. Ihre Geschichte begann vor 1000 Jahren auf dem Domberg, wo eine altestnische Holzburg und eine Siedlung entstanden. Später von den Däne unter Waldemar II. erobert, herrschen hier für lange Zeit die Dänen, abgelöst durch den Deutschen Orden, schließlich Schweden und ab 1710 durch Russland. Bis heute ist der Domberg Sitz der – seit 1990 nunmehr unabhängigen Regierung Estlands. Die Stadt entwickelte sich zu seinen Füßen und zog – seit de 13. Jh. vor allem deutsche Kaufleute an, die aus dem Ort nach verschiedenen politischen Entwicklungen eine bedeutende Hansestadt machten und zu Reichtum und Einfluss führten. Trotz den wechselnden Regierungen auf dem Domberg erhielt Reval schon 1248 Stadtrecht nach dem Vorbild Lübecks, aber unter Ausschluss des Dombergs. In der Stadt – nach dem Einfluss der Dänen auch Tallinn genannt – galt bis 1889 Deutsch als Amtssprache. Die Bauwerke insbesondere aus der Hansezeit sind grandios. Die estnische Hauptstadt mit den engen verwinkelten kopfsteingepflasterten Gassen der Altstadt, die mit Cafés und historischen Wirtshäusern zum Verweilen einladen, kleinen Plätzen , bunten Bürgerhäusern und noch komplett umschlossen von ihrer vier km langen bis zu 16 m hohen Stadtmauer mit zahlreichen Türmen, gilt als eine der besterhaltenen und unverfälschtesten Städte der Hansezeit. Die Reste der alten Burg auf dem Domberg mit ihren erhaltenen Türmen „Langer Hermann“ und der Kanonenbastion „Dicke Margarethe“ sowie die Domkirche der heiligen Jungfrau sind bis heute die wichtigsten Wahrzeichen von Tallin. Ein weiterer hier befindlicher Touristenmagnet ist die Ende des 19. Jh. unter russischer Herrschaft erbaute herrlich bunte orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale mit ihren weithin sichtbaren Zwiebeltürmen.
Vilnius
Die litauische Hauptstad, etwa so groß wie Dresden, beherbergt eine der ältesten Universitäten Nordosteuropas und gehört seit 1994 zum UNESCO-Welterbe. Ihre verwinkelte Altstadt ist ein immer noch viel zu wenig bekanntes Kleinod!
Die lange Geschichte der heute vor allem für ihre Barockarchitektur bekannten Metropole spiegelt ein Rundgang wieder, der von der gotischen Annenkirche bis zur klassizistischen Kathedrale zeigt, wie sich die verschiedenen und für die Stadt nicht immer segensreichen Epochen hier auf das gelungenste verbunden haben. Vilnius ist immer noch unverfälscht – der „intellektuelle“ Hanseatentourismus mit unerwarteter Kulturvermarktung wie in den anderen baltischen Metropolen Riga oder Tallinn oder der vor allem von den anderen nordeuropäischen Ländern begünstigte „Sauftourismus“ ins Baltikum sind noch nicht in die kopfsteingepflasterten und noch nicht überall perfekt restaurierten Altstadtwinkel der litauischen Hauptstadt vorgedrungen. Früher war die Stadt lange Zeit die Kapitale einer Großmacht, erst mit den politischen Verschiebungen des 18. Und 19. Jh. verlor sie an Bedeutung. Auch der Verlust der litauischen Selbständigkeit in der russischen und dann folgenden Sowjetära hat Vilnius geschadet – um sie nach der erneuten Unabhängigkeit 1990 wieder als das auferstehen zu lassen, was sie ist – die litauische Geschichts- und Kulturmetropole. Legendär ist inzwischen der Ruf und der internationale Erfolg der litauischen Nationaloper und was die Sehenswürdigkeiten, Museen und Baulichkeiten der verschiedensten Epochen ihrer wechselvollen Geschichte betrifft, muss sich Vilnius keinesfalls hinter anderen Orten Nordosteuropas verstecken: ihre gotischen Kirchen, barocke Universität und klassizistischen Bauten bzw. orthodoxen Sakralanlagen rechtfertigen durchaus einen längeren Aufenthalt in der Hauptstadt der südlichsten Ostsee-Republik.
Kaunas
Viele gut erhaltene Bauwerke, unter anderem eine interessante Burg, machen den Reiz der Altstadt von Litauens zweitgrösster Stadt aus. Nahe der Stadt laden am Memelstausee, dem „Kaunasser Meer“, das schöne Barockkloster Pažaislis und ein bedeutendes Freilicht-museum, eines der größten seiner Art in Europa, zu einem Besuch ein.
Als das wohl sehenswerteste Ziel neben den UNESCO-Welterbestätten Kurische Nehrung und Vilius, der Hauptstadt, benennt das litauische Fremdenverkehrsamt Kaunas, die zweitgrößte Stadt des Landes. Ihre Geschichte ist für das Baltikum eher ungewöhnlich, auch wenn sie wie fast alle mit dem Bau einer Festung begann. Im 14. Jh. am Zufluss der Neris in die Memel errichtet, war die starke litauische Burg ein wichtiges Hindernis für den Deutschen Orden, der im 14. Jh. in den Litauerkriegen versuchte, seine bereits eroberten Territorien in Ostpreußen und Livland miteinander zu vereinen. 1410 jedoch erlitt in der Schlacht bei Tannenberg der Orden eine vernichtende Niederlage gegen das Litauisch-polnische Heer. Kaunas kam zum bereits seit 1386 in Personalunion mit Polen vereinigten Litauen und erlebte – ausnahmsweise durch den Verlust seiner Bedeutung als Festungsstadt, einen ungeahnten Aufschwung als Verkehrsnotenpunkt und zentral gelegene Handelsstadt, die ein Hansekontor eröffnete und durch blühendes Handwerk und Gewerbe zu einer wirklich reichen Stadt wurde. Nachdem es Ende des 18. Jh. an Russland gefallen und vor dem ersten Weltkrieg zur modernen Festungsstadt ausgebaut worden war, folgten starke Zerstörungen, auch dann im 2. Weltkrieg. Durch den Verlust von Vilnius im polnisch-litauischen Krieg war Kaunas von 1920 – 1940 provisorische Hauptstadt Litauens. Ihr historischer Stadtkern beherbergt bis heute viele gut erhaltene oder perfekt restaurierte Gebäude. Mitten in der Altstadt liegt der Rathausplatz. Zu dem viele Straßen mit Fachwerk- und Backsteinbebauung führen. Zentral liegen z. B. die Peter-Pauls-Kathedrale und das berühmte, von Gotik bis Barock erbaute weißglänzende Rathaus mit hohem Turm, das im Volksmund „Weißer Schwan“ genannt wird. Unweit des Hauptplatzes finden sich am Ufer der Neris die eindrucksvollen, gut erhaltenen Reste der historischen Burg Kaunas und ihrer Nähe die St. Georgs Kirche. Aufgrund ihrer attraktiven Sehenswürdigkeiten und der Vielfalt ihres Kulturangebotes wird Kaunas im Jahre 2022 europäische Kulturhauptstadt sein!
Das Baltikum
Unter „Baltikum“ werden die drei Staaten Lettland, Litauen und Estland zusammengefasst. Zusammen haben sie sechs Millionen Einwohner, teilen sich 175 000 Quadratkilometer Land und vor allem ein großes Stück Ostseeküste. Die Ostsee ist auch die Namensgeberin des Gebietes: In mittelalterlichen Chroniken taucht sie als mare balticum auf. Die nichtslawischen Stämme der Gegend nannten sich selbst Balten. Russen gehören ebenfalls seit dem 9. Jahrhundert zu den Einwohnern. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon. Beispielsweise stellen nicht zufällig Russen 25 Prozent der Einwohnerschaft in Estland und Lettland, während es in Litauen nur 5 Prozent sind: Litauen gehörte stets mehr zur polnischen Einflusssphäre. Die litauische und die lettische Sprache wiederum zählen zu den indogermanischen Sprachen, während das Estnische Verwandtschaft zum Finnischen aufweist. Erst seit 1945 verläuft die Geschichte der Staaten weitgehend ähnlich: Erst Annexion durch die Sowjetunion, 1990 dann Ausrufung der Unabhängigkeit. Inzwischen sind alle drei EU-Mitglieder und gehören zur Eurozone.
Geschichte
Livland und Kurland, die Kurische Nehrung und die Memel – viele geografische Begriffe aus Lettland, Litauen und Estland sind uns vertraut. Kein Wunder: Die Geschichte der drei Länder hat viel mit der deutschen zu tun, die Hauptstädte Riga und Tallin gehörten seit dem 14. Jahrhundert zur Norddeutschen Hanse und standen im regen Austausch mit Lübeck, Hamburg und Bremen. Bis heute zeugt die typische Hansearchitektur der Städte davon: Sei es die rote Backsteingotik oder - bei Mietshäusern - die halbe Treppe hinunter in die Tiefparterre-Lädchen.
Im Lauf der Jahrhunderte kämpften Dänen, Schweden, Deutsche, Polen und Russen um die Vorherrschaft in verschiedenen Teilen des Baltikums, bis Russland die Baltischen Staaten im 18. Jahrhundert in seine Ostseeprovinzen einreihte. All die wechselnden Herrschaftsformen hatten eins gemeinsam: Sie tasteten die Privilegien der größtenteils deutschen Oberschicht in den Städten nicht an – als Mitglieder der Hanse waren ihre wirtschaftlichen Verbindungen quer über die Ostsee unverzichtbar. Erst der Sieg der Roten Armee über die deutsche Besatzung in den Baltischen Gebieten löschte diese lange Tradition aus.
Der wechselnde Einfluss der verschiedenen Völker und der landeseigenen Großfürsten sorgte für katholische, lutherische und russisch-orthodoxe Kirchen, in Vilnius auch für große Toleranz gegenüber dem Judentum. Bis heute leben neben den Esten, Litauern und Letten zahlreiche Minderheiten auf dem Baltikum – infolge der jüngeren Geschichte natürlich besonders viele Russen.
Landschaft
Die Landschaft des Baltikums entstand im Eiszeitalter. Das Inlandeis formte eine typische wellige Jungmoränenlandschaft, geprägt von Seen und Flüssen, sandigen Böden, Findlingen, Hügeln, Sümpfen und Dünen in Ostseenähe. Die große Zahl an Nationalparks und Naturschutzgebieten, die die drei Staaten ausgewiesen haben, zeugt von der einmaligen, unberührten Natur des Baltikums und der großen Naturverbundenheit der Balten.
Klima
Kühl-gemäßigtes Klima an den Küsten und kontinentales Klima im Landesinneren lässt die Sommer warm und die Winter kalt werden. Von Dezember bis Februar herrschen durchschnittlich einstellige Minustemperaturen, von Juni bis September werden stets über 20 °C erreicht. Von der Ostsee strömt warme und feuchte Luft ins Landesinnere, die vor allem in Herbst und Winter schnell zu Niederschlag wird.
Lage & Landschaft von Litauen
Litauen ist der Südlichste der drei baltischen Staaten mit Grenzen zu Kaliningrad, Weißrussland, Polen und Lettland. Nördlich der Hauptstadt Vilnius liegt der Mittelpunkt Europas. Seinen Namen hat Vilnius von der Vilnia – kein Riesenfluss, dafür mit beachtlichem Gefälle, das ihn gut zum Wildpaddeln eignet. Von der Landschaft voller Wiesen und Hügel, Seen und Wälder vermittelt der Nationalpark Aukštaitija in Hochlitauen einen Eindruck. Mit Kaliningrad teilt sich Litauen den großen Bogen der Kurischen Nehrung, der das Kurische Haff an der Ostseeküste einschließt. Die breiten Dünen und Sandstrände gehören inzwischen zum Unseco-Welterbe.
Geschichte & Hauptstadt Vilnius
Die Hauptstadt Litauens liegt im Landesinneren und wurde deshalb nicht wie Riga oder Tallinn von der Hanse geprägt. Dafür verteidigten die litauischen Großfürsten sich lange gegen jegliche Christianisierung. Das führte zu zahlreichen Konflikten mit dem Deutschen Orden, der ohnehin seinen Einfluss im Baltikum ausdehnen wollte. Doch Vilnius eroberte er nie – mit der Folge, dass die Stadt ungewöhnlich liberal agieren konnte. Verfolgte Juden aus Russland und Mitteleuropa kamen hier unter, bis sie ca. 40 Prozent der Einwohnerschaft stellten und Vilnius sich zum Zentrum der jüdischen Kultur mit dem Beinamen „Jerusalem des Nordens“ entwickelte.
Als sich das Großfürstentum Litauen mit Polen zur zusammenschloss, um dem Deutschen Orden besser Paroli zu bieten, wurde Vilnius vom 14. bis zum 18. Jahrhundert die Hauptstadt des litauischen Teils. Polen bildeten damals 30 Prozent der Einwohnerschaft und sorgten für die katholischen Kirchen im Stadtbild. In diese Zeit fiel die Gründung der Universität Wilna im Jahr 1579 – eine der ersten in Mitteleuropa.
Bei seiner späteren Zugehörigkeit zum russischen Zarenreich verlor Vilnius seinen Hauptstadt-Status und musste zwischen dem Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erst russische, dann deutsche, dann polnische und dann wieder russische Truppenbesetzungen ertragen – jeweils mit gravierenden Folgen für die polnische bzw. jüdische Bevölkerung der Stadt. Dass die Litauer 1918 eine unabhängige Republik ausriefen, ging in den Geschichtswirren völlig unter. 1990 erklärten sich die Litauer wieder zum souveränen Staat – als erste der sowjetischen Unionsrepubliken überhaupt. Vilnius wurde wieder zur Hauptstadt und zum Regierungssitz des Landes. Heute leben 63 Prozent Litauer in Vilnius, gefolgt von 16 Prozent Polen, 12 Prozent Russen und 3,5 Prozent Weißrussen.
Vilnius heute
Viel Barock, viele Kirchen, prächtige Palais und ein paar sozialistische Zweckbauten bestimmen heute das Bild der Stadt, deren historische Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Ein Besuch des Stadtteils Užupis neben der Altstadt gehört unbedingt zu einem Besuch. Ursprünglich war Užupis das jüdische Viertel, doch kaum ein Einwohner überlebte die Säuberungsaktionen der Nazis. Nach 1945 verkamen die Häuser, und als Litauen 1990 seine Unabhängigkeit ausrief, hatten die allermeisten weder Strom noch fließend Wasser. Beste Voraussetzungen für Künstler auf der Suche nach preiswertem Wohnraum mit Charme. Denn charmant ist dieser alte Stadtteil voller zweigeschossiger Bürgerhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert links und rechts der gewundenen Gassen! Und weil es immer mal bergauf geht, fällt der Blick oft weit über die Stadt.
Lage & Landschaft von Lettland
Lettland in der Mitte der baltischen Staaten grenzt an Litauen, Weißrussland, Russland und Estland. Es erstreckt sich über die früheren Gebiete Kurland und Livland, ist dünn besiedelt und etwas kleiner als Bayern. Unter den 2,068 Millionen Bewohnern sind 62 Prozent Letten, 26 Prozent Russen, 3,3 Prozent Weißrussen und 2,2 Prozent Polen. Die Amtssprache ist Lettisch.
Vier große Nationalparks bilden die vielseitige Landschaft Lettlands ab. Gauja wurde bereits 1973 am Urstromtal des Flusses Gauja gegründet. Die Felsen und Höhlen im Sandstein, die der Fluss ausgewaschen hat, sind die Besonderheit des Parks. Dazu gesellen sich alte Burgberge und mittelalterliche Burgen . Ganz anders ist das Landschaftsbild im Nationalpark Slītere am westlichen Ende des Rigaischen Meerbusens. Es wird von bewaldeten Dünen, sumpfigen Niederungen und den Blauen Bergen im Süden bestimmt. Ebenfalls an der Küste liegen die Nationalparks Pape und Ķemeri. Ihre Markenzeichen sind kleine Flüsse, Seen und Sümpfe, bewohnt von zahlreichen seltenen Tierarten.
Geschichte & Hauptstadt Riga
Rigas gut erhaltene Altstadt hat es auf die Liste des Unesco-Welterbes geschafft. Bei der Entstehung der Stadt spielte die Düna eine Rolle: Ihre Ostsee-Mündung machte die Stelle zu einem interessanten Handelspunkt. Riga avancierte früh zur Hauptstadt von Livland, dem Einflussgebiet des Schwertbrüderordens, der im 13. Jahrhundert im Deutschen Orden aufging. In seiner Folge wanderten zahlreiche Deutsche ein und bildeten in Riga ebenso wie auf dem Land die Oberschicht. Das blieb auch so, nachdem sich die Reformation in Lettland durchgesetzt hatte, und erst recht, als die Stadt Mitglied der Hanse wurde. Unterdessen geriet Riga mitsamt Livland immer wieder in wechselnde Machtsphären: Polen-Litauen bestimmten ab dem 16. Jahrhundert die lettischen Geschicke, immer wieder gestört von schwedischen oder russischen Interessen, bis sich das russische Zarenreich 1795 gegen Polen durchsetzte.
Besonders an Riga lässt sich der wirtschaftliche Aufschwung der Jahrhundertwende ablesen: Bürgerhäuser im Jugendstil bestimmen das Bild der Neustadt. Zusammen mit den Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert und der über Jahrhunderte wenig veränderten städtischen Grundstruktur der Altstadt am Ufer der Düna erhielt Riga dafür den Titel Unesco-Weltkulturerbe. Heute leben knapp 700 000 Einwohner in der Stadt, sie ist Sitz der Regierung und des Parlaments, der Ministerien und des Obersten Gerichtshofs.
Lage & Landschaft von Estland
Als nördlichster der drei baltischen Staaten grenzt Estland an Lettland und Russland. Zu Finnland gibt es zwar keine Landesgrenze, dennoch spielt der Nachbar auf der anderen Seite des Finnischen Meerbusens eine besondere Rolle für die Esten – nicht nur, weil ihre Sprachen verwandt sind, auch kulturell fühlen sie sich den Finnen nahe, sogar die Melodie der Nationalhymne teilen sie sich. Anders als bei der Litauischen Küste mit der vorgelagerten Kurischen Nehrung und Lettland mit seinem glatten Küstenstreifen rund um die Rigaer Bucht liegt Estland am Finnischen Meerbusen. Die stark zerklüftete Küste dort fächert sich in über tausend Inseln auf – sie machen zehn Prozent des Landes aus. Allerdings sind viele klein und unbewohnt. Dafür eignen sie sich prima als Naturschutzgebiete! Auch auf dem estnischen Festland spielt das Wasser eine große Rolle: Landschaftsbestimmend sind Sümpfe, Seen und Flüsse. Die Esten sind selbst sehr naturverbunden und stolz auf ihre Nationalparks, in denen noch Luchse und Wölfe leben. Im Nationalpark Lahemaa an der nördlichsten Küste des Landes leben auch Elche und Flussperlmuscheln – diese Muscheln sind weltweit die letzten ihrer Art. Zu den Eigenheiten des Landes gehören auch die Weißen Nächte zur Sommersonnenwende am 23. Juni. Dann scheint die Sonne 19 Stunden am Tag, und wie alle Skandinavier feiern auch die Esten diese Mittsommernacht mit Feuer, Tanz und Gesang.
Geschichte und Hauptstadt Tallinn
Mit dem benachbarten Lettland verbindet Estland die gemeinsame Livländische Geschichte. Allerdings wurde das Land schon 1721 Teil des Russischen Reiches, nachdem die Estländische Ritterschaft im Nordischen Krieg kapitulieren musste. Tallinn hieß bis 1918 Reval. Seit dem 11. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt am Finnischen Meerbusen ähnlich wie Riga aus einem estnischen Handelsplatz, gekrönt von einer Burg. Es gibt noch mehr Parallelen: Im 13. Jahrhundert übernahm der deutsche Schwertbrüderorden die Burg und die Verwaltung des Landes. Doch als der Orden das estnische Gebiet nicht halten konnte und an den Deutschen Orden weitergab, schlug der Papst die Stadt Reval Dänemark zu. Unter dänischer Herrschaft erhielt Reval das Lübische Stadtrecht, eine Voraussetzung der Hanse-Mitgliedschaft, die hier wie in Riga dafür sorgte, dass die Oberschicht von Stadt und Land vorwiegend aus Deutschen bestand. Unter die Fittiche des Deutschen Ordens gelangte Reval schließlich 1346, wobei alle Privilegien der ortsansässigen Kaufleute erhalten blieben, was die Stadt zeitweise zur wichtigsten Hansestadt für den Osthandel machte. Die nächsten Entwicklungsetappen bestimmte die Reformation und die schwedische Herrschaft bis 1710, danach die Zeit als russisches Gouvernement und schließlich die Ausrufung der selbstständigen Republik Estland ab 1918, bei der Reval zu Tallinn wurde.
Tallinn heute
Heute bewohnen 416 000 Menschen die estnische Hauptstadt, davon sind 53 Prozent estnischer und 44 Prozent russischer Herkunft. Höhepunkt des Jahres sind die Weißen Nächte rund um den 23. Juni, die mit zahlreichen Open Air-Festivals gefeiert werden.